Küstenexkursion - Montag, 28. April 2008

Wattenmeer und Nordsee

Wir befinden uns in Cuxhaven in unserer Jugendherberge. Morgens mussten schon die Koffer für unsere Weiterfahrt, die gleich nach dem Tagesprogramm zu bestreiten war, gepackt werden. Nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg an die Nordsee um eine Wattwanderung zu machen. Auf dem Weg dorthin haben wir unsere Wattführer Ralf und seinen Begleiter Volker aufgegabelt.

Auf dem Weg zum Meer stieß uns gleich interessantes Material entgegen, uns wurde Rollholz gezeigt. Dies ist ein 9000 Jahre altes Holz, welches aus nacheiszeitlichen Wäldern im Nordseebereich stammt. Diese wurden später aufgrund von abschmelzenden Eismassen und des daraus resultierenden Meeresspiegelanstiegs von der Nordsee überflutet. Dadurch wurde Sand sowie feinere Schwebstoffe in das Holz eingelagert. Das Holz ist in einem noch sehr guten Zustand, es war wohl verschüttet. Nach einiger Zeit ist dieses dann zur Oberfläche gelangt. Durch Abreibung ist die Keilform entstanden.

Rollholz (Quelle: eigene Aufnahme)

aufgebrochenes Rollholz (Quelle: eigene Aufnahme)

Nach der Erkundung dieses, bis zu diesem Zeitpunkt für uns noch unbekannten Rollholzes, wurde an einer sehr anschaulichen Darstellung, die mit uns Schülern und Frau Meyer-Rettberg stattfand, Ebbe und Flut, sowie Nipptide und Springtide erklärt. Nach dieser sehr guten und ausführlichen Erklärung, die für uns zwar noch mal eine Wiederholung war, aber auch noch mal verdeutlichte, wie dies alles zustande kommt und warum wir nun das Watt zu sehen bekommen.

Angekommen am Strand wurden wir darauf hingewiesen, dass der nun vorhandene Strand kein natürlicher ist. Es wäre ohne die jährliche Aufschüttung, die nach dem Winter stattfindet, nur ein sehr schmaler Sandstrand vorhanden. Es werden jedes Jahr ca. 2000 LKW-Fuhren benötigt, um den nun vorhandenen Strand aufrecht erhalten zu können. Dies ist besonders notwendig, da Cuxhaven ein Tourismusort ist. Jährlich werden 3 Millionen Übernachtungen verzeichnet.

So nun geht los ins Watt......

Strand vor Cuxhaven (Quelle: eigene Aufnahme)

Erste Schritte im Watt (Quelle: Eigene Aufnahme)

Unser Ziel: Die Insel Neuwerk (Quelle: Eigene Aufnahme)

..... unser Ziel ist die Insel Neuwerk, zu der wir einen Fußmarsch von ca. 13 km zurücklegen müssen.

Dabei wunderten wir uns, warum in naher Entfernung die größeren Schiffe ohne Probleme fahren können. Uns wurde erklärt, dass zwischen dem Watt und der Elbe ein Steindamm eingerichtet wurde, um eine Verschlickung der Fahrrinne zu verhindern.

Anschließend wurden uns verschiedene Muschelarten gezeigt. Die ersten waren die Sandklaffmuscheln, sie sind Einwanderer aus Nordamerika. Sie schmecken nicht sehr gut, sind aber sehr eiweißreich. Die erwachsenen Tiere bleiben an ihrem Standort und bewegen sich nicht mehr fort, die Jungtiere hingegen bewegen sich noch an andere Stellen. Sie leben normalerweise ca. 30 Zentimeter unter der Oberfläche, außer wenn sie frei gespült werden. Sind sie einmal frei gespült worden, können sie sich auch nicht wieder einspülen. Die Sandklaff-Muscheln sind die größten Muscheln im Watt, sie können bis zu 15 Zentimeter lang werden. 
Als zweites wurde uns die Miesmuschel gezeigt, diese kommt im Watt nur sehr selten vor, da ihr der schwankende Salzgehalt und die großen Temperaturunterschiede nicht so sehr liegen. Der wechselnde Salzgehalt kommt folgendermaßen zustande: Er ist sehr gering, wenn es starken Regen gab und gleichzeitig Tideniedrigwasser ist. Hoch ist er, wenn es Tideniedrigwasser und Sonnenschein gibt. Das Wasser verdunstet und somit steigt der Salzgehalt.
Als drittes wurden uns Herzmuscheln gezeigt. Das Gehäuse dieser Muschel ist eher klein bis mittelgroß. Ihre Schale ist gewellt mit Falten. Herzmuscheln sind nicht weit im Untergrund eingegraben. Sie lebt bevorzugt im Sand- und Schlickwatt. Herzmuscheln sind essbar.

pazifische Felsenauster (Quelle: eigene Aufnahme)

weitere Muscheln (Quelle: eigene Aufnahme)

Als letztes bekamen wir pazifische Felsenaustern zu Gesicht. Sie breitete sich von Frankreich bis ins Wattenmeer aus und wurde dort gezielt in Aquakulturen gezüchtet, da sie schneller wächst als die europäische Auster. Sie ist eine sehr robuste und harte Muschel, die eine scharfkantige Schale hat. Sie wird häufig roh und mit Zitrone geschlürft.

Nun ging unsere Tour weiter durch das noch gut begehbare Watt. Unser Lehrer wollte, dass wir die Landgewinnung in der Realität zu sehen bekommen, da es auf den Bildern nicht so gut zu sehen war. Wir spürten, je näher wir an die Landgewinnung kamen, dass es sich nun immer schwerer läuft. Wir liefen hintereinander, was zu unserem Pech dazu führte, dass ein Mitschüler stecken blieb und die anderen auch anhielten, was man im Schlickwatt NIE tun sollte, da man dann einsinkt und nicht mehr herauskommt ;-). Leider wurden wir nicht darüber aufgeklärt, denn dies hätte uns den weiteren Weg etwas angenehmer gestaltet.

Einige Schüler, aber auch die Frau unseres Lehrers steckten fest. Als wir dann von Volker und Ralf gerettet wurden, hieß es erstmals Pause machen um uns etwas zu säubern. Dann wurde uns erklärt, wie die Landgewinnung funktioniert. Niedersachsen betreibt diese auch noch aktiv vor Cuxhaven, um sich vor Landverlusten zu schützen (deshalb u.a. auch den aufgeschütteten Strand). Hamburg hat sich seit längerem gegen die Landgewinnung ausgesprochen. Daher wird sie auf Neuwerk nicht mehr aktiv betrieben und deshalb liegen die Anlagen dort brach. Die Insel Neuwerk gehört zu Hamburg.

Begegnung mit dem Schlickwatt
(Quelle: Eigene Aufnahme)

 

Begegnung mit dem Schlickwatt - die Zweite
(Quelle: Eigene Aufnahme)

Landgewinnung vor Cuxhaven
(Quelle: Eigene Aufnahme)

Nun ging es in Richtung Insel. Man konnte große, schwarze Flecken auf dem Watt erkennen. Diese Flecken sind Stellen, an welchen die sauerstofffreie Reduktionsschicht an die Oberfläche dringt.

Nun konnten wir relativ schnell einen Anstieg der Körnung feststellen; wir waren im Mischwatt angekommen, welches auch bis kurz vor die Insel andauerte. Das Sandwatt bekamen wir leider nicht zu Gesicht, da Neuwerk noch zu nahe am Land liegt.

Priel (Quelle: Eigene Aufnahme)

Rettungsbake (Quelle: Eigene Aufnahme)

Auf der Hälfte der Wanderung sind wir Prielen (Wasserrinnen) begegnet.  Auffallend waren die  Markierungen die sich an den Prielen befanden, diese zeigten an, ob man den Priel hier zu Fuß, mit dem Wattwagen oder gar nicht passieren kann. Außerdem gab es an manchen Prielen sog. „Rettungsbaken“ auf welche man sich retten könnte, falls bei Flut der Wasserstand schon zu hoch ist um einen großen Priel zu überqueren.

 

 

Nach einem ermüdenden Gewaltmarsch erreichten wir die Insel, wo wir uns endlich reinigen, umziehen und ausruhen konnten. Nach einer erfrischenden Mahlzeit konnten wir den ersehnten Rückweg antreten. Auf Grund der Gezeitensituation fand dieser in Form einer Schifffahrt statt.

 

Abendessen auf Neuwerk

 

Neuwerk wurde zur Insel

Leuchtturm auf Neuwerk

Hochwasserschutz auf Neuwerk

Entwässerungsgräben in der Marsch

Fähre nach Cuxhaven

Wieder in Cuxhaven angekommen machten wir uns gleich auf den Weg nach Hamburg. Unser Gepäck wurde schon mit Hilfe eines Transfers zum Bahnhof gebracht, da wir keine Zeit mehr hatten zu unserer Unterkunft zurückzugehen, da wir die Weiterfahrt nach Hamburg antreten mussten. Nun konnten wir uns im Zug erst einmal ausruhen, bis wir in Hamburg ankamen - dort waren wir im Seemannsheim untergebracht. Wir fuhren bis fast Mitternacht nach Hamburg und mussten dort angekommen erst einmal unter die Dusche, um das „mitgenommene“ Schlickwatt zu entfernen. Anschließend gingen alle hundemüde ins Bett, denn es war ein sehr anstrengender Tag!