Der Hamburger Hafen, gestern, heute und morgen

 

Luftansicht des Hamburger Hafens (Quelle: http://de.wikipedia.org)

Hört man den Namen „Hamburg“, so ist eines der ersten Dinge, die man damit in Verbindung bringt, sicherlich der Hamburger Hafen. Dieser vereinigt mit seiner Lage die Merkmale von See-, Binnen- und Tidehafen. Er ist Deutschlands größter und zugleich Europas drittgrößter Hafen. Heutzutage umfasst er ein Gebiet der Fläche von 7.399 Hektar und hat einen Gesamtumschlag von 106,3 Millionen Tonnen sowie einen Containerumschlag von 6,1 Millionen TEU. Die Abkürzung TEU steht für  „Twenty feet Equivalent Unit“, zu deutsch „20 Fuß-Standardcontainer“, einer Norm für die beim Seehandel eingesetzten Container. Dies macht deutlich, dass der Hafen für den Wohlstand und das Wachstum von Hamburg schon immer sehr wichtig war.

 

 

Lage

 

Hauptmärkte für den im Hamburger Hafen abgewickelten Containerverkehr: Schwerpunkte im In- und Export in Europa
(Quelle: http://www.zukunftelbe.de/)

Hamburgs Hafen ist der östlichste der Nordsee und liegt im Zentrum des Schiffsverkehrs von Osten nach Westen zwischen der Ost- und Nordsee sowie des Atlantiks. Somit ist er eine der wichtigsten Warenumschlagstellen zwischen Ost-, Mittel- und Westeuropa. Seine Lage an der Elbe, ca. 110 km entfernt von deren Mündung in die Nordsee sind die Ursache dafür, dass man ihn als Tide- und Binnenhafen sehen kann. Da auch große Containerschiffe den Hafen dank dem ständigen Einsatz von Baggerschiffen, welche eine Fahrwassertiefe von 13 Metern gewährleisten, bei Flut anlaufen können, zählt Hamburgs Hafen aber auch zu den Seehäfen. Die Tatsache, dass der Hamburger Hafen zum Meer hin offen ist und die Gezeiten daher eine Rolle spielen, machen ihn zum Tidehafen, seine Lage im Landesinneren an der Elbe und seine gute Anbindung an Hamburgs Infrastruktur wie z. B. die Hafenbahn, Autobahnen und restliche Schienennetze, welche eine optimale Anbindung an internationale Verkehrswege garantieren, machen ihn gleichzeitig zum Binnenhafen. Diese Lage hat den Vorteil, dass die von den Schiffen transportierten Waren automatisch sehr weit ins Landesinnere hinein gelangen, was nicht nur deutlich billiger als der Transport per LKW oder Zug ist (zum Vergleich: Ein mit 4000 TEU-Containern beladenes Schiff fasst 3.200 LKW- oder 80 Zugladungen), sondern auch die Infrastruktur entlastet und zugleich die Umwelt mehr schont.

 

Geschichte des Hafens

Ein kleiner Hafen wurde in Hamburg das erste mal im neunten Jahrhundert erwähnt, zu dieser Zeit war Hamburg im Gegensatz zu heute noch eine 200-Einwohner-Stadt; bereits im Jahre 937 verlieh der damalige Erzbischof Adaldag, dessen Erzbischofssitz das Gebiet Bremen-Hamburg war, der Stadt das Marktrecht.
Zirka 250 Jahre später, nämlich am 7. Mai 1189 bekam Hamburg weitere Privilegien von Kaiser Friedrich Barbarossa verliehen, welche den Hamburgern die zollfreie Schifffahrt auf der Unterelbe vom Meer aus bis in die Stadt, sowie die Fischerei zwei Meilen weit zu beiden Seiten Hamburgs gewährten. Dieses Datum gilt als offizielle Geburtsstunde des Hamburger Hafens. Auch wenn es bereits 1188 Hafenanlagen am Nikolaifleet gab, zählt das Reichenstraßenfleet, welches 1866 zugeschüttet wurde, als erster Hafen nach der Verleihung der Privilegien durch den Kaiser.

Das Elbtal im 12. Jahrhundert, der Strom wurde noch nicht reguliert
(Quelle: http://www.rettet-die-elbe.de)

Als Fleete bezeichnet man künstlich ausgebaute, in Küstennähe liegende Kanäle, welche für den Warenverkehr genutzt wurden. Ihr Wasserstand wird durch die Tide geregelt. Hamburgs Beitritt zur Hanse im Jahr 1321 sorgte für einen Aufschwung des Außenhandels. 1664 erlangte Altona, welches damals noch dänisch war, das Stadtrecht, was dazu führte, dass der Hamburger Hafen starke Konkurrenz bekam, welche durch die im Jahre 1806 von Napoleon verhängte Kontinentalsperre gegen England noch verstärkt wurde, weil Firmen, die bisher in Hamburg ansässig waren, nach Altona abwanderten. Die Verleihung von Stadtrechten war in der damaligen Zeit etwas besonderes, mit diesen Rechten wurde eine Stadt nämlich autonom, d.h. sie durfte sich selbst verwalten.

Das Elbtal um 1600, der Strom wurde mittlerweile reguliert. Gorieswerthere zerfiel nach einer Sturmflut in mehrere kleine Inseln.
(Quelle: http://www.rettet-die-elbe.de)

Ab 1807 galt die Kontinentalsperre jedoch auch für Altona, welches dadurch ab diesem Zeitpunkt ebenfalls in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Obwohl Amerika bereits 1492 von Columbus entdeckt wurde, begann Hamburg den Handel mit diesen Land erst ab dem Jahr 1782. In den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts wuchs die Anzahl der beheimateten Schiffe des Hafens von 150 (1788) auf 280 (1799), dies ist für die damalige Zeit trotz einer Zeitspanne von 11 Jahren ein großes Wachstum; ca. 50 Jahre später, die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre war bereits wieder aufgehoben, war der Hamburger Hafen bereits auf jedem Weltmeer mit Schiffen vertreten.

1862 wurde beschlossen den Hafen, welcher mittlerweile nicht mehr groß und modern genug war, im Zuge von Ausbauarbeiten zu einem Tidehafen umzubauen. Im Gegensatz zu einem Dockhafen, welcher ebenfalls zur Auswahl stand, können Tidehäfen zu jeder Zeit von Schiffen angefahren werden (abgesehen von denjenigen Schiffen, welche einen großen Tiefgang haben), während ein Dockhafen durch das Vorhandensein von Schleusen in der Hafeneinfahrt nicht zu jeder beliebigen Zeit angefahren werden kann. Nachdem Deutschland zwischen 1870 und 1871 vereinigt wurde, drängte Otto von Bismarck die Stadt dazu, sich dem deutschen Zollverein anzuschließen. Im Zuge dieser Entscheidung wurde ein Teil des Hafens zum Freihafen erklärt, auf dem die Speicherstadt, welche der bis heute weltgrößte zusammenhängende Lagerhauskomplex der Welt ist, errichtet wurde. Zwar wurde die Speicherstadt am 1.1.2003 im Zug des Projekts HafenCity größtenteils aus dem Gebiet des Freihafens herausgenommen, jedoch war es den Unternehmen bis dahin möglich, ihre Ware dort zollfrei zu lagern, umzuschlagen und bei Bedarf zu veredeln.

Man könnte vermuten, dass dies für die Unternehmer ein Rückschritt war. Jedoch werden heute, in Zeiten der Globalisierung, durch Produktionsweisen wie just-in-time sowie just-in-sequence, bei denen die Waren (z.B. vormontierte Bauteile für ein Auto) praktisch „direkt ans Fließband“ geliefert werden, nur noch in sehr begrenztem Umfang Lagerplätze benötigt. Somit sind die Teile der Speicherstadt, welche aus dem Gebiet des Freihafens gestrichen wurden also für die Unternehmer entbehrlich.

Hamburgs Hafen war ab dem Jahr 1913 für einige Zeit der wichtigste Hafen Europas, wurde aber im Zweiten Weltkrieg zu 80% zerstört. Da der Hafen aber schon immer für die Stadt sehr wichtig war, gingen die Wiederaufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg schnell voran, sodass er bereits 1960 größtenteils wieder hergestellt war. Schon ein Jahr nachdem der Hafen wieder aufgebaut war, gab es weitere Ausbaupläne für den Hafen,  welche vorsahen, ihn in Richtung Moorburg und Altenwerder, wo sich heute das modernste Containerterminal der Welt befindet, zu erweitern. Der Handel mit Hilfe von Containern, welche heute genormt sind (es gibt 20-Fuß- und 40-Fuß-Container) begann ab zirka 1967, zu dieser Zeit jedoch noch mit Containern verschiedenster Maße, was für einen nicht ganz reibungsfreien Ablauf sorgte.

Das Containerterminal Altenwerder (Quelle: Fabian Kopp)

 

Gegenwart und Zukunft des Hamburger Hafens

1989 feierte der Hafen seinen 800. Geburtstag, dieser wird jährlich mit einem zweitägigen Fest gefeiert. 2002 wurde, wie schon erwähnt, das modernste Containerterminal der Welt in Altenwerder, kurz CTA, in Betrieb genommen. Seit dem 01.10.2005 ist die Hamburg Port Authority privatisiert und kümmert sich um den Strom- und Hafenbau, sowie die Planung der Logistik, vormals waren hierfür verschiedene Einrichtungen zuständig. Die Geschäftsführung ist in zwei Bereiche unterteilt. Jens Meier ist Geschäftsführer des kaufmännischen Bereichs, Dr.-Ing. Hans Peter Dücker leitet den technischen Teil der Geschäftsführung. Finanziert wird die Arbeit der Hamburg Port Authority durch ein eigenes Budget, welches sich aus den Einnahmen, die durch Vermietung von Hafenflächen und anderen Dingen entstehen zusammensetzt. Zu diesen Einnahmen kommen noch öffentliche Investitionsmittel hinzu, welche für den Ausbau der Infrastruktur des Hafengeländes vorgesehen sind. Für die Zukunft ist noch Erweiterungsfläche für den Hafen vorhanden, welche bei voller Ausnutzung einen Umschlag von bis zu 18 Millionen TEU, also dem Dreifachen des heutigen Umschlags, ermöglichen würde.

Ein Bürgerbeschluss stimmte 1997 für den Bau der HafenCity, die ein neuer Stadtteil Hamburgs ist, welcher sich aus den Gebieten Altstadt, Klostertor und Rothenburgsort zusammensetzt. Im September 2007 wurde der erste Spatenstich für den Bau des Herzens der HafenCity, das Überseequartier, begonnen, dies soll bis zum Jahr 2010 fertig gestellt sein. Seit Ende 2007 sind erste Wohngebiete fertig gestellt, in denen bereits ca. 800 Menschen leben. Für das Jahr 2008 und die weitere Zukunft sind der Bau von kulturellen Einrichtungen, wie zum Beispiel zwei Konzertsäle, einem Fünf-Sterne-Hotel und weiteren Wohngebieten sowie Bürogebäude geplant.

Nach dem Ausbau der HafenCity hat dieser Stadtteil nicht mehr direkt etwas mit dem Hafen zu tun. Einerseits könnte man ihn jedoch als weichen Standortfaktor für die im Hafen angesiedelten Unternehmen und Betriebe ansehen, da dieser Teil der Stadt durch das kulturelle Angebot und die Nähe zum Arbeitsplatz nämlich interessant für Arbeitnehmer wird, andererseits senken die hohen Miet- und Kaufpreise der Wohnungen jedoch die Attraktivität dieses Stadtteils als Wohnort wieder.

Aussehen der HafenCity nach der Fertigstellung (Quelle: Fabian Kopp)

Planungsmodell der HafenCity (Quelle: http://de.wikipedia.org/)

 

Der Hafen als Arbeitgeber

 

Aufgrund seiner Größe ist der Hafen einer der wichtigsten Arbeitgeber in Hamburg, 154.000 Arbeitsplätze sind direkt oder auch indirekt von ihm abhängig. Indirekt abhängige Arbeitsplätze sind diejenigen, welche in Unternehmen angesiedelt sind, die Beziehungen zu Unternehmen haben, welche mit der Hafenindustrie und Hafenwirtschaft zu tun haben. Zu den direkt abhängigen Arbeitsplätzen gehören zum Beispiel diejenigen der Seefahrtbetriebe, der Logistik-Unternehmen sowie der Verwaltungen für Hafenbelange wie der Hamburg Port Authority.

 

 

Links

 

Förderkreis "Rettet die Elbe"

 

Hafen Hamburg Marketing e.V.

 

Hamburg Port Authority

 

Wikipedia-Artikel über den Hamburger Hafen

 

Mediaservice zur FIFA WM 2006 in Hamburg

 

Initiative "Zukunft Elbe"

 

tabellarische Übersicht über die Geschichte Bremens