Kliffküste und Ausgleichsküste

 

Küsten sind der Übergangssaum zwischen Festland und Wasser, wozu sowohl ein Stück Festland, als auch ein Stück Gewässer (Meer) zählt. Der Grenzsaum zu einem See wird als Ufer bezeichnet, da es hier keine richtige Brandung gibt, es bilden sich also auch keine Kliffs. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Steilküsten, wozu die Kliffküste zählt, und Flachküsten, zu der die Ausgleichsküste gehört. Steilküsten fallen zum meist tiefen Wasser steil ab, wobei sich Flachküsten ganz allmählich absenken.

 

 

Kliffküste

 

Die Kliffküste, auch Abbruch- oder Abrasionsküste genannt, bezeichnet eine Küstenform, die durch die ständige Arbeit der Meeresbrandung an einer Steilküste, d.h. der marinen Erosion und Denudation, welche als Abrasion bezeichnet wird, entsteht. Dabei kommt es zur Bildung eines Kliffs.

 

Kreidekliff Nationalpark Jasmund
(Quelle: http://npb.jamescook.nu/)

Kliffküste mit stark ausgeprägten Brandungspfeilern
Bild in besserer Auflösung: Mausklick
(Quelle: http://www.australienbilder.de)

 

Dieser Prozess wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zum einen wird er durch chemische Verwitterung (Salzwasser ist aggressiver als Süßwasser) und Frostsprengung verstärkt, zum anderen hängt die Geschwindigkeit von der Stärke der Brandung, der Höhe des Kliffs und der Härte des Gesteins ab.

 

 

Kliffküste (Quelle: http://de.wikipedia.org)

 

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen inaktiven, sogenannten „Toten Kliffs“ oder Ruhekliffs, welche dadurch entstehen, dass das Kliff weiter landeinwärts verlegt wurde und das Meer infolge von Landhebung, zum Beispiel durch tektonische Hebungsvorgänge, zurückgewichen ist. Die Brandung erreicht somit das Kliff nicht mehr und  es kann keine Abrasion mehr stattfinden. Aktive Kliffs, auch „Lebende Kliffs“ oder Arbeitskliffs genannt, werden regelmäßig von der Brandung angegriffen, es findet also Abrasion statt. Dies ist die Bezeichnung für eine Steilküste, welche aktiv ist, also erodiert und rückversetzt wird.

 

Entstehung

 

Schema: Entstehung einer Kliffküste
(Quelle: www.geographie4u.de)

Schema: Entstehung einer Kliffküste
1 Brandungshohlkehle, 2 Abrasionsplattform (Schorre), 3 Seehalde
(Quelle: http://de.wikipedia.org)

Zunächst laufen die Wellen auf der Abrasionsplattform (2), auch Schorre genannt, an und prallen gegen den Fuß des Steilufers. Das Wasser übt hierbei sowohl beim Auftreffen als auch beim Abfließen Druck und Reibung auf den Untergrund aus. Die Erosion der Brandung hat eine doppelte Wirkung: Alle losen Bestandteile werden von dem zurückfließenden Wasser mitgerissen oder vom Fels abgetragen, während jede neue Brandungswelle loses Material hochreißt und gegen den Fels schleudert. Diese Erosion wird durch den Salzgehalt des Meerwassers begünstigt, das aggressive Salz greift das Gestein zusätzlich an und macht es porös, sodass die Abrasionsarbeit erleichtert wird. Ein weiterer Faktor ist die sogenannte Kavitation, also die Bildung und Implosion von Luftbläschen im Meerwasser, zu beobachten als Gischt, was das Gestein nochmals brüchiger werden lässt. Zwischen Mittel- und Hochwasserniveau schneidet sich durch die anhaltende Abrasionswirkung eine oft langausgedehnte Kerbe ein, welche Brandungshohlkehle (1) genannt wird. Durch die Bildung dieses Holhraumes kommt es dazu, dass der steile Küstenhang unterschnitten wird, es bildet sich ein Überhang. Dieser wird immer stärker ausgebildet, bis es schließlich, wegen eines zu hohen Eigengewichts, zum Einsturz kommt. Es bildet sich ein Kliff. Durch den Einsturz des Kliffs kommt es zur Rückversetzung der Küste ins Landesinnere und zu einer Vergrößerung der Abrasionsplattfrom. Das hierauf locker aufliegende, abgebrochene Material wird durch die Brandung nach und nach abgetragen und im Meer in der Seehalde (3) abgelagert.  Die Abrasionsplattform stellt also einen Flachstrand dar, auf dem die Materialbewegung durch Brandungswirkung stattfindet.

Vorkommen

Küstenformen an Nord- und Ostsee (Quelle: http://www.webgeo.de)

Kliffküsten kommen hauptsächlich im Kattegat und im Süden von Schweden vor. Einzelne Kliffs sind jedoch weiter verbreitet, diese findet man häufig an der Nordseeküste Dänemarks und im Bereich des südlichen Kattegats, und an der deutschen und polnischen Ostseeküste.

 

 

Ausgleichsküste

 

Ausgleichsküsten sind Flachküsten, wobei es sich um Flachformen handelt mit breiter Abrasionsfläche. Dabei entsteht eine flach und geradlinig verlaufende Küstenlinie aus ursprünglichen Buchten, Inseln, Halbinseln und Vorsprüngen, vor allem unter dem Einfluss von Wind und Wasser. Die Bildung findet also vor allem in gebuchteten, mit Lockergestein ausgeprägten Küsten mit starker Brandung statt.

 

Luftaufnahme einer Ausgleichsküste (Texas)
(Quelle: http://www.webgeo.de)

Luftaufnahme einer Ausgleichsküste (Danzig)
Bild in besserer Auflösung: Mausklick
(Quelle: http://satgeo.zum.de)

 

Der Bildungsprozess, nämlich das Abtragen und an einer anderen Stelle wieder Anlagern von Kies und Sand, wird durch die Stärke der Meeresströmung und durch deren Richtung beeinflusst. Typisch für Ausgleichsküsten sind die Bildung von Nehrungen (schmalen, meistens sandigen Landstreifen, die einen flacheren Teil des Meeres vom offenen Meer abtrennt; auch Sandhaken genannt) und Haffs (durch eine Nehrung oder durch vorgelagerte Inseln vom tieferen Hauptteil des Meeres getrennte Brackwasserbereiche).

Die Gestalt von Ausgleichsküsten ist zurückzuführen auf die Abrasion von Landvorsprüngen und / oder auf den küstenparallelen Längstransport und der damit verbundenen Abschnürung von Buchten und Nehrungen. Bei der Entstehung von Ausgleichsküsten werden durch Strandversetzung ursprünglich unregelmäßige Küstenverläufe mit Inseln, Halbinseln, Buchten und Vorsprüngen begradigt.

 

Entstehung

 

 

Entstehung einer Ausgleichsküste (Quelle: Ernst Klett Schulbuchverlag, www.klett.de)

 

Allgemein entstehen Ausgleichsküsten durch die Verfrachtung von Sand und Kies, also durch Sedimenttransport, parallel zur Küste. Dabei müssen einige Vorraussetzungen für den Strandversatz erfüllt sein:

Zunächst müssen die Winde küstenparallel oder im spitzen Winkel zur Küste wehend sein. Die Küstenströmung muss mehr oder weniger küstenparallel verlaufen, sodass ein Längstransport entlang der Küstenlinie ermöglicht wird. Die Wellen laufen dann infolge der Winde schräg auf den Strand auf, wobei der Rückstrom senkrecht zur Strandlinie, dem Gefälle folgend, erfolgt.

 

 

Ausgleichsküste mit Nehrung, Haff und Strandsee

(Quelle: http://www.webgeo.de)

 

Sedimente werden dann mit jeder am Strand auflaufenden und dann zurückfließenden Welle im Zickzack in Windrichtung versetzt, es kommt also zum küstenparallelen Längstransport (Longshore-Drift), der durch die Küstenströmung begünstigt wird. Dieser Transport erfolgt solange, bis das Material im Strömungsschatten, meist an hervorspringenden Buchten, abgelagert wird. Aus der Bucht heraus gibt es zusätzlich einen Nehrstrom,  der die Erosionswirksamkeit der Wellen vermindert, indem er der Brandung entgegenwirkt. Dies begünstigt die Ablagerung, damit wächst der Küstenvorsprung und es entsteht eine Nehrung.

Irgendwann ist der herausgebildete Sandhaken so lange, dass er die Bucht abschneidet und sich damit ein Strandsee bildet. Durch dieses Vorgang wurde die Küstenlinie begradigt.

 

Vorkommen

 

 

Küstenformen an Nord- und Ostsee (Quelle: http://www.webgeo.de)

Ausgleichsküsten sind vor allem im Westen Dänemarks und in der Vorpommerschen Boddenlandschaft zu finden. Des Weiteren fast entlang der ganzen östlichen Ostseeküste. Hierbei ist zu beachten dass die Nehrungs– und Haffküste eine Übergangsform zur Ausgleichsküste darstellt.

 

 

Litorale Serie

 

Unter dem Begriff „Litorale Serie“ versteht man eine Reihe von Oberflächenformen und Oberflächenerscheinungen sowie verschiedenste Gesteinsmaterialien, welche durch geomorphologische Prozesse bei der Küstenbildung entstehen, bzw. welche von diesen Prozessen bei der Gestaltung von Küsten abgetragen, umgelagert und akkumuliert werden.

 

Fels-Kliffküste

 

In der Meerhalde, auch Seehalde genannt, kommt es zur Ablagerung von vom Kliff weg ins Meer hinein transportiertem Material.

 

Strandgerölle sind größere Gesteine welche auf der Abrasionsplattform aufliegen, dort wurden sie von anfangs grobem Brandungsschutt zu kugelförmigen Brandungsgeröllen geschliffen.

 

Die Kliffhalde besteht aus Strand-/ Brandungsgeröllen welche noch nicht weggespült oder erodiert wurden.

 

 

Litorale Serie an einer Fels-Kliffküste
(Quelle:
http://www.geographie.uni-freiburg.de)

 

Lockermaterialküste

 

Die Unterwasserschorre ist eine Abrasionsplattform welche unterhalb des Tiedeniedrigwassers liegt.

 

Barren sind aus Sand oder Kies bestehende Riffs, welche immer überflutet sind.

 

Die Gezeitenschorre befindet sich im Gegensatz zur Unterwasserschorre zwischen Tiedehoch- und Tiedeniedrigwasser, ist also nicht immer überflutet.

 

Der Strandwall, welcher einen beiderseits flach geböschten, uferparallelen, langen Sand- u. Kiesrücken darstellt, entsteht dadurch, dass die Wellen nicht alle schweren Bestandteile, die sie an den Strand geworfen haben, im Sog wieder mitnehmen können.

 

Die Hochschorre ist selten überflutet, da sie oberhalb des Tiedehochwassers liegt. Sie kann bei Sturmfluten unter Wasser liegen, deswegen auch der Name Sturmschorre.

 

Strandrinnen sind Vertiefungen, die direkt auf den Strandwall landeinwärts folgen.

 

Der Sandkliff mit Dünengürtel wird nur von Sturmwellen erreicht und von diesen unterschnitten.

 

 

Litorale Serie an einer Lockermaterialküste
(Quelle:
http://www.geographie.uni-freiburg.de)

 

 

Links

 

Material zur Vorlesung Geomorphologie von Prof. Glaser an der Uni Freiburg

 

Lernmodule zur Küste bei webgeo

 

Küstentypen bei Klett-online

 

Artikel bei Wikipedia:

Kliffküste

Ausgleichsküste

 

Küstenformen bei www.geographie4u.de

(das Projekt wurde leider eingestellt, daher keine Verlinkung)

 

Geomorphologie Australiens auf www.australienbilder.de

 

Kreidefelsen Nationalpark Jasmund auf Nature Photo Blog