Küstenfischerei in Deutschland
Bestandsaufnahme und internationaler Vergleich

 

Fischerei im Allgemeinen

 

Unter Fischerei bezeichnet man im Allgemeinen die Wirtschaftszweige, die sich mit Züchten und Fangen von Fischen und anderen Wassertieren zur Nahrungsgewinnung und Weiterverarbeitung beschäftigen. Die Fischerei gehört hierbei zum primären Wirtschaftssektor, wie Landwirtschaft oder Bergbau und kann noch weiter unterteilt werden.

So gibt es zum Beispiel Hoch-, Küsten-, und Binnenfischerei sowie Aquakultur.

 

Fischer in Indonesien bei der Arbeit (Quelle: http://de.wikipedia.org)

 

Als Hochseefischerei versteht man den Fischfang in küstenfernen Gebieten der Ozeane. Die Grenzen der Hochseefischerei zur Küstenfischerei sind fließend und hauptsächlich von der Größe und technischen Ausstattung der Fischereifahrzeuge abhängig. Wegen der Qualifikationsnachweise für die Kapitäne wird in eine „kleine Hochseefischerei“ und eine „große Hochseefischerei“ unterteilt. Der einzige Unterschied hierbei bezieht sich auf die Größe der Schiffe und die Entfernung zu den einzelnen Küsten. In der „kleinen Hochseefischerei“ werden meist Hochseekutter eingesetzt, deren Länge ca. 18 m bis 32 m beträgt. Die „große Hochseefischerei“ wird mit so genannten Trawlern und Fabrikschiffen durchgeführt.

 

Unter Küstenfischerei versteht man den Fischfang in Küstennähe, meist mit Schiffen mit einer Länge von bis zu 16 m.

Die Aquakultur befasst sich mit der kontrollierten Aufzucht von aquatischen, also im Wasser befindlichen, Organismen. Dies sind per Definition nicht nur Fische, sondern auch Muscheln, Krebstiere und Pflanzen, insbesondere Algen.

Aquakultur (Quelle: http://de.wikipedia.org)

 

Die Binnenfischerei bezeichnet die Fischerei in Binnengewässern (in der Regel im Süßwasser). Zu ihr gehören die Fluss- und Seenfischerei, die Teichwirtschaften sowie Anlagen zur Aquakultur.

 

 

Küstenfischerei in Deutschland

 

Daten und Fakten (Hochsee- und Küstenfischerei in Deutschland):

Wo steht die Küstenfischerei heute?

 

In der heutigen Zeit hat die Küstenfischerei in Deutschland einen denkbar schlechten Platz. Zu veraltet ist ihre Flotte, zu erdrückend die Flut an Vorschriften und bürokratischen Hemmnissen, zu wenig zeigen junge Leute Interesse am Fortbestand der Fischerei und zu groß ist die Gefahr der Überfischung in Nord- und Ostsee.

So sind zum Beispiel an der Ostseeküste Kutter kaum unter 10 Jahre alt. 90% der dortigen Kutter sind 30 Jahre oder noch älter. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass Nationen wie China, Indonesien oder Russland Deutschland schon längst in Fortschritt und Technik, was ihre Schiffe betrifft, überholt haben. Zwar wurde in den vergangenen Jahren schon viel modernisiert, dennoch besteht die Flotte zum großen Teil aus alten Kuttern.

Ein anderes Problem stellen die vielen Vorschriften dar. So besteht die EU-Kommission zum Beispiel darauf, die EU-Flotte zu verkleinern, da diese zu stark ist und deswegen abgebaut werden muss. Das Problem an dieser Sache ist jedoch, dass länderspezifische Gegebenheiten nicht berücksichtigt werden. Stattdessen wird nach der Rasenmähermethode gekürzt und nicht darauf geachtet, ob in einzelnen Mitgliedsländern der EU bereits ein gesundes Verhältnis zwischen Flottenkapazität und Fangquoten besteht.

Ein weiteres Problem, das es der Küstenfischerei schwer macht auch weiterhin in Deutschland zu existieren ist der fehlende qualifizierte Nachwuchs. Mangelnde Verdienstmöglichkeiten, unkalkulierbare Zukunftsaussichten, behördliche Bevormundung schrecken hierbei viele mögliche Interessenten ab. Noch dazu kommt die schlechte Verfassung der oben genannten Flotte. Überwiegend alte Schiffe motivieren junge Leute nicht unbedingt in die Fischerei einzusteigen. So haben zahlreiche Unternehmen, trotz hohen Alters  ihrer Betriebsinhaber, keine geeigneten Nachfolger.

Das letzte und immer bedrohlich werdende Problem ist die Überfischung der Meere (siehe „Risiken der Fischerei im Allgemeinen“), das es den Fischern schwer macht noch genügend „Beute“ zu fangen. Zwar kann es nicht zum „Leerfischen“ der Meere kommen, trotzdem gibt es dadurch immer weniger Fische in Ost- und Nordsee und die Fischer müssten sich nach neuen Fanggründen umsehen, die meist von anderen Nationen belegt sind, noch dazu sind die Transportkosten dafür sehr hoch.

 

Möglichkeiten zur Erhaltung der Küstenfischerei in Deutschland:

 

Vergleich mit anderen Fischereinationen

 

Die Fischerei in anderen Staaten ist allein schon durch günstigere, natürliche Produktionsbedingungen bevorzugt. Dazu kommt, dass in vielen anderen Ländern geringere Energie- und Lohnkosten ins Gewicht fallen und dass weniger Gesetze und Vorschriften bestehen als in Deutschland.

Ein anderer wichtiger Unterschied zu anderen Ländern ist die Tatsache, dass rund 90% der Deutschen zur Festlandsbevölkerung zählen. Das heißt nur ca. 10% der Bevölkerung wohnt an der Küste. Im Vergleich dazu haben Finnland und Schweden  beide eine Küstenbevölkerung von mehr als 70% vorzuweisen.

Die mit großem Abstand größte Fischereination ist China, mit einer jährlichen Fangquote von 46.011.000 t im Jahr 2006. Deutschland befindet sich „nur“ auf Platz 57.

 

Die höchsten Fischfang-Erträge (2001)

 Rang  Land  Ertrag 
(in Tsd. t)
   1 China    44063
   2 Peru    7996
   3 Indien    5965
   4 Japan    5521
   5 USA    5405
   6 Indonesien    5068
   7 Chile    4363
   8 Russische Föderation    3718
   9 Thailand    3606
   10 Norwegen    3199
     

57

Deutschland 978

 

Tabelle der höchsten Fischfang-Erträge (2001)
(Quelle: http://de.wikipedia.org)

 

 

Risiken der Fischerei im Allgemeinen

 

Ein großes Risiko in der Küstenfischerei und in der Fischerei überhaupt stellt die Überfischung dar. Mit Überfischung bezeichnet man die übermäßige Dezimierung des Fischbestandes in einem Gewässer durch Fischfang. Diese liegt vor, wenn in einem Gewässer dauerhaft mehr Fische gefangen werden, als durch natürliche Vermehrung nachwachsen oder zuwandern.

Die Überfischung ist vor allen anderen menschlichen Eingriffen in marine Ökosysteme, die wichtigste Ursache für den derzeit zu beobachtenden massiven Rückgang der Bestände vieler Arten (Spezies) in den Meeres- und Küstenökosystemen. Bei einigen Arten kann es sogar zum Aussterben kommen. Weitere tief greifende ökologische Störfaktoren sind unter anderem die Umweltverschmutzung, eine zunehmende Verschlechterung der Wasserqualität und die Klimaänderung. In Zeiten vor der menschlichen Einflussnahme waren die betroffenen Fischspezies, in einer, im Vergleich zu heute, unvorstellbar großen Zahl und Fülle vorhanden.

Die heute am meisten gefährdeten Arten sind unter anderem der Lachs, die Meerforelle, der Meer- und der Flussneunauge, sowie der Ostsee- und Nordseeschnäpel.

Organisationen, wie Greenpeace und WWF, versuchen sich dauerhaft für den Schutz der Meere zu engagieren. Leider werden sie oft nicht ernst genommen oder ihre Versuche werden durch illegale Fischerei zunichte gemacht.

 

 

Zukunftsprognose

 

Küstenfischerei und die Fischerei im Allgemeinen haben nur dann eine Zukunft , wenn Regelungen und Vorschriften getroffen werden, die von jeder Nation strikt eingehalten werden.

Ansonsten würde es, in Bezug auf die Überfischung der Meere, zwar nicht zum „Leerfischen“ derselben kommen, da sich die Fischfangflotte, wenn eine Fischart zu sehr vom Aussterben bedroht ist, auf eine andere spezialisiert. Aber wenn die Fischart, bedingt durch weitere Faktoren, trotzdem aussterben würde, könnte es die Nahrungskette beeinflussen und so indirekt auch andere Fischarten gefährden.

Deshalb könnten folgende Punkte grundlegend für den Fortbestand der Fischerei sein:

 

Quellen und Links

Fisch-Informationszentrum e.V.: Fischwirtschaft - Daten und Fakten, Berlin 2007.

Europäische Kommission: Maritime Fakten und Zahlen, Berlin 2007.

Fakten und Zahlen über die gemeinsame Fischereipolitik der EU

Zahlen zur Hochsee- und Küstenfischerei in Deutschland 2002

Tätigkeitsbereiche der EU: Fischerei und maritime Angelegenheiten

Maritime Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern: Daten und Fakten - Fischereiwirtschaft

Fakten zum Thema Fisch: Politik der Union (CDU/CSU) für Fischer und Angler

Wikipedia-Artikel:

Fischerei

Hochseefischerei