Küstenschutzmaßnahmen

Die Hamburger Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 kostete 315 Menschenleben und richtete gravierende Schäden in ganz Hamburg und Umgebung an. Um solche Katastrophen zu verhindern wurde der Deichbau und allgemein der Küstenschutz stark verbessert. So kam es bei der Jahrhundertflut von 1976 nur noch zu Sachschäden.

Küstenschutzmaßnahmen schützen niedrig liegende, von Menschen genutzte Gebiete in Meeresnähe vor Überschwemmungen bei Sturmfluten und außerdem auch die Küste selbst vor Uferrückgang und Landverlust. In den vergangenen Jahren wurden rund 50 Millionen Euro jährlich vom Staat in den Schutz der Küste investiert.

Es gibt viele verschiedene Küstenschutzmaßnahmen. Die wohl bekanntesten sind die sogenannten Deiche:

Deich (Quelle: http://commons.wikimedia.org, Urheber: RaBoe)

Ein Deich ist ein künstlich aufgeschütteter Damm mit befestigten Böschungen und verläuft parallel zur Küstenlinie. Deiche werden schon seit 1000 Jahren an der Nordseeküste errichtet, da es ansonsten nicht möglich wäre in tiefer gelegenen Gebieten an der Nordsee zu leben, da es täglich zu Überflutungen kommen würde. Der Deichkörper besteht aus aufgeschüttetem Sand. Darauf kommt eine ein - bis zwei Meter hohe Kleischicht. Diese wird mit einer Kunststofffolie abgedeckt, damit es bei längerem Hochwasser nicht durchweicht und es zu einem Deichbruch kommt.  

Innerhalb eines Deiches gibt es Siele. Dies sind Schleusen zur Entwässerung der Marsch. Die Tore eines Siels können entweder manuell oder automatisch geschlossen beziehungsweise geöffnet werden.

Siel (Quelle: http://de.wikipedia.org)

Deiche müssen dem ständigen Druck von Wasser stand halten, und sind trotz vieler Vorsichtsmaßnahmen immer gefährdet. Aus diesem Grund muss ein Deich ständig gepflegt, gewartet und überprüft werden, um einen Deichbruch verhindern zu können. Der Anfang eines Deichbruch ist meistens, dass dieser vom auftreffenden Wasser unterspült wird, und somit Löcher entstehen. Da diese sehr klein sind bleiben sie oft unbemerkt, bis es dann zum tatsächlichen Deichbruch kommt, der meist sehr unerwartet eintrifft und gravierende Schäden anrichtet.

Deichbruch (Quelle: http://de.wikipedia.org)

Um das Gebiet vor einem Deich zu stärken wird häufig auch die Sandvorspülung angewandt (z.B. auf Sylt). Dabei wird in ca. 12 km Entfernung von der Küste Sand mit Hilfe von Saugbaggerschiffen vom Meeresboden entnommen. Es handelt sich hierbei dann um ein Gemisch von 30% Sand und 70% Wasser. Anschließend lässt man das  Wasser ablaufen. Das Schiff nähert sich der Küste bis auf 2 km. Dort wird eine Rohrleitung angebunden. Dieser Vorgang kann nur bei weniger als 5 Windstärken und bei geringem Seegang durchgeführt werden, da er sehr kompliziert ist. Das Wasser-Sand-Gemisch wird nun mit einem Druck von 7 bar an den Strand gepresst und mit großen Bulldozern verteilt. Zusätzlich werden Fangzäune errichtet die neuen Sand auffangen sollen, somit können auch neue Dünen entstehen.

Hinter den Deichen in der Region um Hamburg gibt es sogenannte Polder. Ein Polder ist ein Gebiet, welches  selber durch Deiche vor Hochwasser geschützt wird. Der Wasserspiegel benachbarter Gewässer (hier: Meer) liegt dabei oft oder dauerhaft über dem Bodenniveau, weshalb das Wasser auch regelmäßig aus den Entwässerungsgräben des Polders über den Deich gepumpt werden muss. Dies wird mit Schöpfwerken vorgenommen. Schöpfwerke sind Hebevorrichtungen die mit sehr starken Pumpen das Wasser anheben um Gefälle für seinen Ablauf wieder zurück ins Meer zu schaffen.

Ein Deich braucht logischerweise von seinem Aufbau her sehr viel Platz. Falls dieser nicht vorhanden ist muss man auf andere Küstenschutzmaßnahmen wie zum Beispiel Tetrapoden zugreifen. Sie sind 6 t schwer und werden an der Küstenlinie entlang aneinander gereiht oder sogar aufeinander geschichtet. Sie brechen die Wellen und mindern dadurch ihre Kraft. Der Nachteil der Tetrapoden ist, dass sie den Sand unter sich nicht halten können und es deswegen zu Landverlust kommt. Außerdem können sie überspült werden oder im Sand versinken.

Tetrapoden (Quelle: http://de.wikipedia.org)

Ein weiterer Schutz, der auch wie die Tetrapoden an flachen und sandigen Küsten errichtet wird, (z.B. Nordsee) sind die neu entwickelten Nylonsäcke. Diese werden mit Sand gefüllt und ebenfalls an der Küste platziert. Nach einiger Zeit siedeln sich Algen auf den Säcken ab und sorgen somit für den natürlichen Schutz gegen den Abtrieb des Sandes. Falls der Sand zu stark weggespült wird, wird Beton zur Verstärkung benutzt.

Sperrwerk (Quelle: http://de.wikipedia.org)

Zu wenig Platz für einen Deich gibt es auch an Steilküsten, da dort die Wellen direkt auf das Kliff treffen. Deswegen versucht man schon im Meer die Kraft der Brandung zu brechen. Dies wird mit Hilfe von Mauern aus großen Steinen, deren Fugen mit elastischem Asphalt ausgegossen werden, oder mit Buhnen erreicht. Buhnen sind Pfahlreihen aus Holz, Stein oder Beton oder auch ein im Wasser stehender Steinwall, wodurch alle uferparallelen Strömungen von der Küste abgehalten werden sollen.

Buhne (Quelle: http://de.wikipedia.org)

Natürlich muss auch eine Großstadt wie Hamburg sich von vorneherein gegen Hochwasser schützen. Aus diesem Grund werden die meisten Gebäude in Hamburg und in der Hafencity auf künstlich aufgeschütteten Hügeln gebaut, da sie deshalb nur schwer von einer Flut erfasst werden können. Außerdem findet man in dieser Region eher hohe statt breite Gebäude, um dem Wasser weniger Angriffsfläche zu bieten. Um auch die unteren Teile der Gebäude zu schützen gibt es Dammbalkenverschlüsse. Diese sehen meist wie ganz normale Zäune aus, sind aber viel dichter und stabiler als ein normaler Zaun. Aufgrund der großen Nachfrage gibt es viele Firmen, die sich auf den Bau dieser Dammbalkenverschlüsse spezialisiert haben, und diese in vielen verschiedenen Variationen anbieten. Häufig werden sie vor Tiefgaragen, Hauseingängen, Werkstätten oder einfach anstatt eines Zaunes vor Gebäuden errichtet.

Wie bereits erwähnt werden Deiche schon seit ca. 1000 Jahren errichtet. Man hat eben schon sehr früh erkannt, dass bestimmte Gebiete ohne Küstenschutz nicht bewohnbar sind. Seither haben sich die Methoden um Menschen und auch das Land zu schützen stark entwickelt.

 

Quellenangabe folgt noch