Marsch und Geest

Die Marsch und die Geest sind Landschaftsformen, welche vor allem im Norden Deutschlands auftreten. Sie sind durch glaziale oder marine Prozesse entstanden und prägen die Landschaft und Oberfläche Norddeutschlands (besonders Schleswig-Holstein wurde stark von den letzten Eiszeiten und dem Vordringen des Meeres beeinflusst). Diese Gebiete haben durch ihre Entstehung eine tiefe Lage und liegen teilweise unter dem Meeresspiegel (die tiefste Stelle Deutschlands liegt 3,54 m unter NN).

Die Hohe Geest

Der Name Geest leitet sich von dem friesischen Wort „güst“ ab, was soviel bedeutet wie unfruchtbar, karg, was auf die nährstoffarmen Böden der Geest zurückzuführen  ist.

Die Hohe Geest besteht aus dem Material der Grundmoräne der Saale-Eiszeit. Dieses Material und Teile der Endmoräne bilden das Ausgangsmaterial für die Überformung in der letzten Eiszeit, welche ein Altmoränengebiet schuf. Obwohl dieses Gebiet im Weichsel-Glazial eisfrei blieb, veränderte sich das Relief. Der Bereich war den periglazialen Wirkungen ausgesetzt. Das Auftauen des Permafrostbodens verursachte Solifluktion (Bodenfließen über Permafrostboden). Außerdem trug Winderosion dazu bei, dass das Relief weiter eingeebnet und Nährstoffe ausgetragen wurden.

Kennzeichen für viele Geestlandschaften sind die Knicks (Baum- und Strauchhecken die als Zäune angelegt wurden). Die Hohe Geest ist im Vergleich zur Sandergeest von der Oberflächengestalt her stärker ausgeprägt.

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Hohe Geest mit Knicks (Quelle: wikimedia.org)

Die drei größten nördlichen Inseln Sylt, Amrum und Föhr bestehen aus Geestkernen, welche der Erosion und Anlandung der Nordsee ausgesetzt sind.

Die Vor- bzw. Sandergeest

Die Sandergeest, welche auch niedere oder flache Geest genannt wird, entstand durch Schmelzwasserablagerungen des Weichselgletschers. Das Schmelzwasser konnte sich nach dem Austreten aus der Endmoräne ausbreiten, wodurch sich die Strömungsgeschwindigkeit verringerte und das mitgeschwemmte Moränenmaterial abgesetzt wurde. Die Strömung spülte die feinsten Bestandteile, die Tone und Schluffe, fort. Übrig blieben nährstoffarme Geröll-, Kies- und Sandlagen, die Sander, welche die Vor- bzw. Sandergeest bilden. Weite Teile dieser Geest sind wegen des früher sehr hoch stehenden Grundwassers vermoort. Landschaftstypische Elemente der Vorgeest sind außerdem Heiden, Eichen-Buchen- oder Eichen-Birken-Wälder.

Beide Arten der Geestlandschaft sind aufgrund ihrer Entstehung sehr nährstoffarm.

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Maximale Eisrandlage der Saale- (gelbe Linie) und Weichsel-Eiszeit (rote Linie).
(Quelle:
http://de.wikipedia.org)

Bis zum Rand der Saale-Eiszeit entstand aus dem Moränenmaterial des Gletschers die Hohe Geest. Westlich des Weichselgletscher wurde durch die Sedimentation der im Schmelzwasser enthaltenen Stoffe die Sandergeest geschaffen.

Das Hügelland, welches sich östlich des Weichseleisrandes befindet, ist eine Jungmoränenlandschaft der letzten Eiszeit.

Die Marsch

Der Name Marsch stammt aus dem niederdeutschen Wort für Weideland, und dem englischen „marsh“ für Morast, Sumpf welche die Marschlandschaften prägen.

Die Marsch ist eine geologisch gesehen sehr junge Landschaft, welche vor durchschnittlich 6000 Jahren und nicht wie die Geest durch glaziale, sonder durch marine Prozesse entstanden ist. Durch den Meeresspiegelanstieg nach der letzten Eiszeit kam es zu einer Überflutung der Nordsee, die bis zum heutigen Geestrand reichte. Bei weiterem Meeresspiegelanstieg wurden Schlick, Tier- und Pflanzenreste vom Meer herantransportiert und abgelagert. Anschließend sank der Meeresspiegel wieder ab und gab die entstandene Marsch und das Wattenmeer frei. Der Untergrund der Marsch, welcher in der Eiszeit entstand, liegt in unterschiedlichen Tiefen, wodurch sich regionale Unterschiede in der Marschentstehung ergaben. Es entstand das höhergelegene, küstennahe Marschenhochland, welches von Sturmfluten bis 1,5 m ü. NN aufgeschlickt wurde, und das flachere Marschensietland, welches durch Entwässerung, Entkalkung und Verdichtung bereits wieder gesackt ist und dadurch teilweise unter dem Meeresspiegel liegt. Durch die flache Lage ist die Marschlandschaft stark von Sturmfluten und Vermoorung gefährdet, weshalb Dämme und Entwässerungssysteme zum Schutz der Marsch errichtet wurden.

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Der Hadler Kanal zur Entwässerung der Marsch (Quelle: http://de.wikipedia.org)

Die Marsch ist durch die Sedimentation der im Wasser enthaltenen Mineralien eine sehr fruchtbare und nährstoffreiche Landschaftsform, allerdings gibt es auch hier Einschränkungen, da der hohe Salzgehalt und die Feuchtigkeit des Bodens nicht für alle Pflanzen geeignet ist.

Die Marsch entsteht nicht nur an Küstengebieten sondern auch an Flüssen (=> Flussmarsch), wo durch Ablagerung am Ufer ebenfalls Marschland entsteht.

Quellen und Links

Schmidtke, Kurt-Dietmar und Lammers, Wulf: Die Entstehung Schleswig-Holsteins, Wachholtz Verlag, Neumünster 2004.

Rieger, Max: Geologie Schleswig-Holsteins

Infonet Umwelt Schleswig-Holstein (Artikel zur Geest)

Uni Oldenburg: Artikel zur Marsch

Killikus - Reiseführer Norddeutschland

Wikipedia: Geest

Wikipedia: Marsch (Schwemmland)