Rügen: Natur- und Lebensraum
Rügen ist die größte deutsche Insel und befindet sich vor der deutschen Ostseeküste. Besonders bekannt ist Rügen aufgrund seiner malerischen Kreideküste und seiner Attraktivität als Urlaubs- und Kurort.
Übersichtskarte der Insel Rügen (Quelle: http://de.wikipedia.org)
Allgemeine Informationen
Die Insel Rügen gehört zum Bundesland Mecklenburg- Vorpommern und ist durch den Rügendamm und die Strelasundbrücke mit dem Festland, das etwa sieben Kilometer entfernt ist, verbunden. Rügen erstreckt sich über eine Fläche von 926 km2 und ist somit die größte deutsche Insel. Zusammen mit den beiden Nachbarinseln Ummanz und Hiddensee sowie einigen weiteren kleinen Inseln bildet Rügen den Landkreis Rügen, dessen Hauptstadt Bergen ist. Weitere Städte sind Putbus, Sassnitz und Garz. Rügen unterteilt sich in vier verschiedene Halbinseln: Mönchgut, Jasmund, Wittow und Wiek. Auf der Insel leben etwa 74000 Einwohner, welche sich auf vier Städte und 39 Gemeinden verteilen. Die Hauptstadt Bergen, welche zugleich auch die größte Stadt auf Rügen ist, zählt 15000 Einwohner.
Entstehung
Rügen ist, erdgeschichtlich betrachtet, eine sehr junge Insel, deren Küstenlinie sich auch heute noch ständig verändert. Wesentlich für die Entstehung von Rügen waren die Gletscher der letzten Eiszeit, der Weichsel-Eiszeit, welche von Skandinavien nach Süden vordrangen. Vor etwa 10000 Jahren, nachdem das letzte Eis der Weichsel-Eiszeit abgeschmolzen war und die Ostsee dadurch einen, im Vergleich zu heute, erheblich höheren Wasserstand aufwies, ragten einzelne Inselkerne oder vielmehr eine Inselgruppe, bestehend aus den Inseln Wittow, Jasmund, Mönchgut und Granitz aus der Ostsee. Die küstendynamischen Prozesse, hervorgerufen durch Wind und Wasser, waren der Grund dafür, dass Material von den Inseln abgetragen und im Strömungsschatten abgelagert wurde. So entstanden Verbindungen zwischen den einzelnen Inselkernen, welche zu der, für Rügen typischen Boddenlandschaft führten. Die vier Inselkerne sind heute sie die vier Halbinseln Wittow, Jasmund, Mönchgut und Wiek. Überreste der letzten Eiszeit sind die sogenannten Findlinge, große Felsbrocken, die durch Gletscher von Skandinavien nach Rügen transportiert wurden.
Naturraum
Rügen zeichnet sich durch seine außerordentliche landschaftliche Vielfalt aus, welche durch die Durchdringung von Land und Meer und den Wechsel von Steil- und Flachküsten entsteht. Die flache Landschaft im Südwesten der Insel wird Niederrügen genannt. Hochrügen dagegen bezeichnet den Nordosten der Insel, wo sich eine hügelige Endmoränenlandschaft, die einzigartige Kreideküste und das Kap Arkona befinden. Besonders dieser Teil Rügens ist sehr attraktiv für Touristen aufgrund seiner abwechslungsreichen Landschaft und vielen Sehenswürdigkeiten. Zu den höchsten Erhebungen der Insel gehören der 161m hohe Piekberg und der 118 m Königsstuhl.
Der große Formenreichtum wird durch die vielseitige Vegetation noch unterstrichen. Es gibt eine große Anzahl von Wäldern, beispielsweise Buchenwälder und Eichenwälder, welche vor allem im Südosten und Zentrum der Insel zu finden sind. Im reliefarmen Flachland dagegen sind landwirtschaftliche Felder von über 100 ha zu finden. Die fruchtbarsten Böden befinden sich auf der Halbinsel Wittow. Außerdem ist Rügen reich an Biotopen wie Mooren, Hutungen (als Weide genutzte Wälder), Salzweiden und verschiedenen Heiden.
Boddenlandschaft auf der Halbinsel Mönchgut (Quelle: http://de.wikipedia.org)
Beispielhaft für diese vegetative Vielseitigkeit sind der Nationalpark „Jasmund“, der Nationalpark „Vorpommersche Boddenlandschaft“ und das Biosphärenreservat „Südost-Rügen“. Vor allem der Nationalpark „Jasmund“ sticht durch seine einzigartige Formen- und Artenvielfalt hervor. Neben den berühmten Kreidefelsen findet man hier auch viele Orchideenarten und seltene einheimische Schmetterlingsarten wie zum Beispiel die Kreide-Eule.
Rügens Küstenverlauf wird geprägt durch Steil- und Flachküsten sowie durch Boddenausgleichsküsten. Es gibt sowohl feine Sandstrände als auch grobe Steinstrände.
Laut Offizieller Klima-Klassifikation gehört Rügen zur „Westbaltischen Inselzone“, für die milde Winter und kühle Sommer typisch sind. In Wirklichkeit aber hat Rügen einen feuchten, kühlen Frühling, einen zum Teil heißen Sommer, einen milden Herbst und einen langen kalten Winter. Rügen verzeichnet mit 1800 Sonnenstunden im Jahr die höchste Anzahl an Sonnenstunden in Deutschland. Typisch für das Inselklima ist auch der plötzliche Wetterwechsel. Die Niederschlagsmenge auf Rügen ist relativ gering.
Der Königstuhl - berühmter Kreidefelsen auf Jasmund (Quelle: http://commons.wikimedia.org)
Wirtschaftsraum
Durch seine günstige geographische Lage war Rügen früher aufgrund seiner Nähe zum Baltikum und Skandinavien sowie zu Russland von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Deutschland. Der Warentransport über die Ostsee war bis zur Wiedervereinigung Deutschlands enorm. Seitdem jedoch ist Rügen hauptsächlich von der Landwirtschaft, der Fischerei und vom Tourismus abhängig.
Landwirtschaft
Etwa zwei Drittel der Insel werden landwirtschaftlich genutzt, vor allem zum Anbau von Gemüse, Kartoffeln und Getreide sowie zur Rinder-, Schweine- und Hühnerzucht. Die Umstellung von den alten landwirtschaftlichen Produktionsgesellschaften (LPGs) hin zu marktorientierten Firmen führte zu einem Arbeitsplatzverlust von 70 % in diesem Bereich. Heute arbeiten in der Landwirtschaft aber immer noch etwa 20 % der Erwerbstätigen Rügens (Vergleich: 2,2 % in ganz Deutschland). Bauernhöfe setzen außerdem auf den Trend der Bioprodukte.
Fischerei
Als traditioneller Wirtschaftsbereich war die Fischerei früher der wichtigste Erwerbszweig der Insel. Heute wird sie oft nur noch als Nebenerwerb betrieben, wofür vor allem die sinkenden Einnahmen durch den hohen Preisverfall für Fisch verantwortlich sind. Einzig der Heringfang ist regional noch von Bedeutung, sowie die Kutterrundfahrten für Touristen. Allerdings zählen zwei der wenigen Großunternehmen auf Rügen zur Branche - das „Euro Baltic Fischverarbeitungszentrum“ und das „Fischwerk der Neuen Rügen Fisch GmbH“ in Sassnitz.
Industrie
Wie schon erwähnt sind nur sehr wenige Großunternehmen auf Rügen ansässig. Es gibt allerdings einige Gewerbebetriebe in den Bereichen Kreidebergbau, Bootsbau und Nahrungsmittelverarbeitung. Die Kreide, die auch das „weiße Gold Rügens“ genannt wird ist ein wichtiges Tourismus- und Exportgut und findet vor allem im Wellness-Bereich große Verwendung. Die Zukunftsaussichten stehen deshalb für den Kreideabbau recht gut, genauso wie für die Nahrungsmittelverarbeitung, vor allem die Fischverarbeitung. Die Prognosen für den Bootsbau sind dagegen eher schlecht.
Der Fährhafen Sassnitz (Quelle: http://de.wikipedia.org)
Tourismus
Da Rügen mit seinen feinen Sandstränden, der vielfältigen Natur und den warmen Sommern eine der touristischen Hochburgen Deutschlands ist, sind im Wirtschaftsbereich des Tourismus etwa 12 % aller Erwerbstätigen tätig. Bei Reisenden ist besonders der Südosten der Insel mit seinen Zahlreichen Ostseebädern, wie zum Beispiel Binz, Sellin und Göhren, beliebt. Somit ist der Südosten Rügens wirtschaftlich auch besonders ertragreich. Rügen setzt, aufgrund jährlich steigender Urlauberzahlen auch gezielt auf dieses Gewerbe und versucht durch ein größeres Freizeitangebot und mehr Service möglichst attraktiv auf Touristen zu wirken. Dank seines Heilklimas sind auch eine Reihe von Kur- und Rehakliniken auf Rügen anzutreffen. Natürlich steigern auch die Sehenswürdigkeiten wie das Kap Arkona, die Kreidefelsen, das Jagdschloss Granitz und Prora die Attraktivität Rügens zusätzlich.
Perspektiven
Die hohe Arbeitslosigkeit (Anfang 2008 ca. 15 %) und die damit verbundene Abwanderung vor allem junger Leute sind heute die größten Probleme der Insel. Da vor allem in der Landwirtschaft und in der Fischerei die Verluste an Arbeitsplätzen enorm waren, setzt Rügen auf den stark wachsenden Wirtschaftszweig Tourismus, wobei auch der Naturtourismus eine große Rolle spielen soll. Vor allem ältere Urlauber sollen sich durch die vielen Erholungsangebote angesprochen fühlen. Die durch den wachsenden Tourismus entstehenden Arbeitsplätze sollen das Problem der Arbeitslosigkeit eindämmen. Aber auch das Ansiedeln größerer Betriebe, von denen ein „Schub“ auf die einheimische Wirtschaft ausgehen könnte wäre eine wünschenswerte, wenn auch schwer zu erreichende, Maßnahme.
Quellen und Links
Literatur
Frey, Hildegard: Rügen, 2. Auflage, Deutscher Wanderverlag, Stuttgart 1996.
Scheibner, Joachim und Kopka, Fritz-Jochen: Rügen - Reisen in Deutschland, Bucher Verlag, München 2004.
Schröter, Jan: Rügen, 1. Auflage, Polyglott, München 1996.
Talaron, Sven: Rügen-Stralsund-Hiddensee, 1. Auflage, Michael Müller Verlag, Erlangen, 2005.
Baedeker Redaktion: Rügen, 6. Auflage, Baedecker, Ostfildern, 2005.
Internet
www.ruegencenter.de (private, informative Seite)
www.ruegen.de (Kooperationsseite Landkreis und Tourismusverband)
www.ruegenlotse.de (private, informative Seite)
www.killikus.de (online Reiseführer für die deutsche Küsten)